Das Ende einer Legende

Der „Uniroyal-Turm“ an der Rennstrecke von Spa-Francorchamps wird abgerissen.

Tiefschwarze Nacht liegt über dem Osten Belgiens, als sich ein Schwertransport seinen Weg bahnt. Vom Industriegebiet Herstal kommend über Eupen, dann durchs Hohe Venn Richtung Malmedy – alles über Landstraße, Kilometer für Kilometer. Ziel ist die legendäre Rennstrecke von Spa-Francorchamps.

An Bord: ein 90 Tonnen schwerer Abbruchbagger vom Typ Komatsu PC800, sicher verladen auf einer 3+5-Achs Tiefbettkombination des VarioMAX. Beides gehört zum Maschinenpark des belgischen Unternehmens De Meuter. Am Ziel wartet das letzte Kapitel eines Wahrzeichens der Rennszene – der „Uniroyal-Turm“ wird abgerissen.

Spektakel tief in der Nacht

Gegen vier Uhr morgens erreicht der Konvoi Malmedy. Menschenleer ist der sonst belebte Ort. Flackernde Rundumleuchten künden davon, dass gleich etwas Besonderes um die Ecke biegt. Nach der Einfahrt zwischen den Häuserblocks beginnt Zentimeterarbeit für Fahrer Roger Van Droogenbroeck: Kreisverkehre, Bordsteine, Engstellen – jedes Manöver sitzt, die geballte Erfahrung macht sich bemerkbar. Mit feinem Gespür hebt er bei Bedarf dank des starken Hubs am VarioMAX das Tiefbett an, justiert und lenkt die gewaltige Fracht ruhig und präzise durch die Stadt.

Auf rund 35 Meter beläuft sich die Gesamtzuglänge, das Gewicht des Baggers mit dem besonders langen Ausleger liegt bei 90 Tonnen. Die Firma De Meuter aus dem flämischen Ternat vertraut auf Faymonville Technologie, die sie bei solchen Aufgaben nicht im Stich lässt. „Der VarioMAX ist erst anderthalb Jahre bei uns im Einsatz, aber er hat uns schon mehrfach beeindruckt“, sagt Ronny Van Droogenbroeck. „Er lenkt samt Zwischendolly extrem kurz und verhält sich auch bei richtig schweren Ladungen optimal.“ Dieses Projekt in Spa-Francorchamps geht für den Steuermann über das Alltägliche hinaus. Und das aus mehreren Gründen: „Wir sind oft in Städten wie Brüssel oder Lüttich unterwegs. Da ist der Platz zum Manövrieren oder Verladen immer knapp. Hier in Spa haben wir richtig viel Raum – und natürlich eine ganz besondere Atmosphäre.“

Ein neuer Turm für Spa

Kurz nach fünf Uhr öffnen sich die Tore zur Rennstrecke. Der Schwertransport steuert auf die berühmte „Ardennen-Achterbahn“ – dorthin, wo ansonsten Formel- oder GT-Boliden um Hundertstelsekunden kämpfen. Vorbei an der Boxengasse, wo sich bei Renntagen die Teams drängen, zieht das Gespann ganz einsam über die Strecke. Sogar ein Hase kreuzt unbeeindruckt den Weg des auffälligen Konvois.

Ziel ist der Bereich am Fuß des Uniroyal-Towers. Hier endet die Reise. Die Ketten werden gelöst, der Abrissbagger über das verstärkte Bett seitlich abgeladen – alles sitzt Hand in Hand. Schon am nächsten Tag beginnt der Abriss des rund 40 Jahre alten Turms – ein Wahrzeichen, das Generationen von Motorsportfans vertraut war. Hier soll ein neuer Turm entstehen: größer, höher und mit neuen Möglichkeiten.

Während die Morgendämmerung über Spa hereinbricht, verlässt das De Meuter-Team das Gelände. Zurück bleiben die Abrissbagger, bereit für den ersten „Biss“ in Beton. Damit beginnt eine neue Ära auf einer Strecke, die Rennsportfans weltweit in ihren Bann zieht.

Das Ende einer Legende - Erfolgsstories
Das Ende einer Legende - Erfolgsstories
Das Ende einer Legende - Erfolgsstories
Teilen aufWhatsAppLinkedIn